Läufst du gerne deinen Lesern oder Kunden hinterher?
Ich nicht.
Ich bin nicht gerne ein Bittsteller – vor allem nicht gegenüber potenziellen Kunden.
Du auch nicht?
Bestimmt. Aber wie kannst du das ändern?
Eigentlich ganz einfach: Du musst zum Experten werden.
Es gibt nämlich zwei Arten von Geschäftsmodellen: Beim ersten läuft der Unternehmer dem Kunden hinterher. Beim zweiten läuft der Kunde dem Unternehmer hinterher.
Beispiel gefällig?
Wenn du eine Pizza anbietest, die jede Pizzeria in deinem Umfeld anbietet, dann musst du zum Kunden gehen. Du musst dem Kunden hinterherlaufen und ihn anlocken – mit Rabattaktionen, mit peinlichen Pizzakostümen oder teurer Google-Werbung.
Du läufst dem Kunden hinterher.
Auf der anderen Seite gibt es GE Aviation – der weltweit größte Hersteller von Flugzeugturbinen. Wenn du eine Flugzeugturbine brauchst, dann gehst du zu GE – nicht umgekehrt.
GE Aviation verteilt keine Flyer auf der Straße und muss auch keine Fernsehwerbung schalten. Der Kunde läuft dem Unternehmer hinterher.
Warum?
Weil GE Aviation ein Experte auf dem Gebiet der Luftfahrttechnik ist. Die Zahl der Konkurrenten kannst du an zwei Händen abzählen.
Dieser zugegeben unfaire Vergleich soll verdeutlichen: Sobald du ein Experte bist, kommen die Kunden zu dir.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf alle anderen Branchen übertragen.
In Barcelona wollten wir mit einer Gruppe etwas essen gehen. Weil wir keine Lust auf Burger King hatten, fragten wir die Einheimischen nach einem „Geheimtipp“.
Sie empfahlen uns eine Tapas-Bar am Rande der Stadt. Die Lage war sehr unspektakulär und der Laden sah recht klein aus.
Doch als wir ankamen, erwartete uns eine Überraschung:
Eine Menschenschlange stand vor dem Lokal.
Ein Kellner sagte uns, dass wir etwa 30-60 Minuten warten müssten, um einen Platz zu bekommen.
Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Menschen anstehen sah, um in ein Restaurant zu kommen.
Nachdem ich dort gegessen hatte, verstand ich auch warum: Das war das beste Essen, das ich in den letzen drei Jahren gegessen hatte!
Mit anderen Worten: Die Köche dort waren echte Experten.
Wenn ich nochmal Tapas in Barcelona essen will, dann rate mal, wo ich hingehe? Genau! In die gleiche Tapas Bar.
Damit deine Kunden also zu dir kommen, musst du ein Experte werden.
Wie?
Mit diesen fünf einfachen Wegen! 😉
Nein, du sollst dich nicht interviewen lassen.
Wenn du noch relativ unbekannt bist, dann hat sowieso keiner Interesse an einem Interview mit dir.
Viel effektiver ist es, wenn du es andersherum machst: Interviewe Experten. Lade Experten zu dir ins digitale Zuhause ein. Biete ihnen eine Bühne in deinem Blog oder deinem Podcast.
Allein dadurch, dass du Experten befragst, wirst du selbst zum Experten.
Du glaubst mir nicht? Hier ein prominentes Beispiel:
John Lee Dumas von Entrepreneurs on Fire interviewt auf seinem Podcast Unternehmer. Der Podcast gewann nicht nur einige Preise und machte John zu einem reichen Mann, sondern John wurde automatisch auch zu einem Experten zum Thema „Unternehmertum“.
Das hat folgenden Hintergrund: Wenn du die ganze Zeit mit Promis abhängst, dann wirst du auch zum Promi. Wenn du die ganze Zeit mit Unternehmern gesehen wirst, dann nehmen dich die Menschen als Unternehmer war.
Mitgefangen, mitgehangen.
Wenn du mit Experten aus deiner Nische zusammen gesehen wirst, dann wird dich dein Publikum auch als Experten ansehen.
Nein, das ist nicht nur Show und heiße Luft, sondern es färbt wirklich etwas von den anderen Experten auf dich ab.
Mit der Zeit wirst du merken, wie du dich im Thema besser auskennst und plötzlich die Kunden zu dir kommen und nicht mehr andersherum.
Das ganze geht natürlich auch andersherum.
Du kannst auch die Bühne der Experten nutzen. Dieses Phänomen kennst du bestimmt aus der Tagesschau.
Es geht zum Beispiel um Migration und die Flüchtlingskrise. Der Moderator schaltet ins Studio nach Berlin und dort wird ein Herr Soundso zum Thema befragt. Wer ist Herr Soundso sofort in deinen Augen? Ein Experte.
Wenn ein Mensch das Recht erhält auf einer großen Bühne aufzutreten, dann wird er dadurch automatisch zum Experten.
Warum?
Weil Menschen dem Bühnenveranstalter vertrauen. Menschen vertrauen der Tagesschau. Und wenn das ARD diesen Menschen zu Wort kommen lässt, dann vertraut das ARD diesem Menschen.
Zum Schluss vertraust du dieser Person auch.
Diesen Auftritt auf einer bekannten Bühne nennt man dann Gastbeitrag. Gastbeiträge bei anderen Blogs, Magazinen und Zeitungen können dir innerhalb kürzester Zeit einen Expertenstatus verschaffen – schneller als jede andere Methode.
Zu den mächtigsten Werkzeugen, um einen Expertenstatus aufzubauen, gehört das Buch.
Ja, Menschen sind oberflächlich und denken in Schubladen.
Das kannst du für dich nutzen. Denn wenn du ein Buch zum Thema „Töpferkunst in China“ geschrieben hast, dann gehörst du automatisch in die Schublade „Buchautor“.
Diese Schublade hat einen besonders guten Ruf und du wirst selten einen Experten finden, der kein Buch geschrieben hat – sei es nun ein E-Book oder ein echtes Buch.
Schau dir mal die ganzen Talkrunden im Fernsehen an. Wer wird da eingeladen? Sogenannte „Experten“. Was macht sie zum Experten? Meistens nur die Tatsache, dass sie ein oder zwei Bücher zum Thema geschrieben haben.
Wenn du jetzt denkst: „Ich habe gar keine Zeit, um ein Buch zu schreiben“, dann habe ich einen Tipp für dich:
Fasse die besten Blogartikel eines Themas zu einem Buch zusammen. Schreibe das ganze rund, ziehe einen roten Faden durch das Buch und zack – fertig ist das Baby.
Unfair? Auf keinen Fall. Zahlreiche Bücher sind so entstanden. Speaker und Coaches machen das Gleiche seit Ewigkeiten mit ihren Seminaren und Reden – einfach die besten Reden sortieren, bündeln und als schickes Buch raushauen.
Kleiner Tipp: Das geht natürlich auch mit Podcasts oder Youtube-Shows.
Übrigens: Mein erstes Buch „Einfach besser schreiben“ ist auch so entstanden, aber bitte keinem weitersagen! 😉
Wenn Menschen das Wort „Experte“ hören, dann denken viele an einen Guru, der seit 25 Jahren in seiner Nische tätig ist und 300 Bücher geschrieben hat.
Sie stellen sich einen Alleswisser mit hellseherischen Fähigkeiten vor und fühlen sich machtlos.
Doch ein Experte ist nicht der beste und schlaueste Mensch der Welt. Ein Experte ist jemand, der besser und schlauer ist als jemand anders.
Du musst nicht der Beste der Welt sein. Du musst der Beste deiner Welt sein.
Wenn du ein Texter bist, dann musst du nicht besser schreiben als alle Menschen, sondern du musst besser schreiben als alle Menschen, die dich umgeben.
Ja, der Einäugige ist im Reich der Blinden ein Experte.
Wenn du dich in einem Raum mit zehn Menschen befindest, die keine Ahnung von Facebook-Marketing haben, dann bist du schon ein Experte, allein wenn du weißt wie man Werbung auf Facebook schaltet.
So schnell kann es gehen.
Du musst also zunächst den Raum klein halten und erst mit der Zeit ausweiten.
Sprich: Werde auf einem Gebiet so gut, dass keiner an dir vorbeikommt. Erst dann darfst du dein Gebiet, deine Expertise, erweitern.
Sei also kein Experte für „Facebook“. Sei ein Experte für „Facebook-Marketing für Frankfurter Restaurants“.
Grenze den Ort, das Thema, die Nische und die Zielgruppe erstmal bewusst ein, um ein Experte zu werden – danach kannst du den Raum langsam vergrößern.
Ich war vergangenes Wochenende in die Innenstadt gefahren, weil ich einen Gutschein für ein Restaurant geschenkt bekommen hatte.
Als ich dort ankam, erlebte ich eine böse Überraschung: Der Laden war geschlossen. Also habe ich mich einfach für ein anderes Restaurant entschieden.
Was heißt das für dich:
Wenn dein Laden geschlossen ist, dann gehen die Kunden zur Konkurrenz.
Wenn du schlecht erreichbar bist, dann wenden sich deine potenziellen Kunden an denjenigen Experten, der einfach erreichbar ist.
Du musst für dein Publikum nahbar sein. Antworte auf E-Mails, antworte auf Social Media, verstecke deine Kontaktdaten nicht, schotte dich nicht ab.
Wenn du ein Experte auf dem Gebiet „Psychologische Alltagstipps“ sein möchtest, dann musst du auf Fragen deiner Leser antworten – egal wie klein und unbekannt der Kunde ist. Und egal wie dumm die Frage war.
Dazu zählt auch, dass du dich in Diskussionen einbringst. Antworte auf Fragen in Foren – ohne sofort einen Link zu hinterlassen. Kommentiere unter Artikeln und gib deinen Expertensenf dazu. Sei nützlich. Sei menschlich und versteck dich nicht hinter einer Guru-Maske.
Rate mal, wer eine Empfehlung vom Kunden bekommt? Der Unerreichbare oder der Nahbare?
Ein Expertenstatus ist wichtig, wenn du möchtest, dass deine Kunden bzw. Leser zu dir kommen – und nicht andersherum.
Solch einen Status kannst du dir schneller aufbauen als du denkst, indem du die oberen Tipps befolgst.
Ich rate dir, beginne mit den Gastbeiträgen und arbeite dann die anderen Punkte ab.
Du wirst sehen, wie plötzlich Leser zu dir kommen, ohne dass du sie anbetteln musst.
Das ist übrigens ein tolles Gefühl.
34 Kommentare
Beste Grüße
Christoph
Schöner Beitrag! Vielen Dank hierfür. Die 5 Tipps muss ich mir gleich in meine Todo Liste einplanen... Ich mag die Art wie du schreibst sehr gerne. Liest sich sehr schön vorwärts und man kommt schnell durch die Texte. Das gilt für alle Texte die ich bisher von dir hier am Affenblog gelesen habe... Bitte weiter so.
;)
LG, Alex
super übersichtlicher Artikel mit 5 sehr guten Punkten. Auch ich finde es extrem wichtig nicht nur im stillen Kämmerlein zu bloggen und zu hoffen, dass schon irgendwann mal jemand vorbeikommt, der über ein großes Publikum verfügt und die eigene Page dann teilt. Viel besser ist es doch andere zu loben, sich zu vernetzen und z.B. durch Interviewanfragen andere Blogger ein ehrliches Lob auszusprechen.
Schönen Sonntag,
Jan
ganz genau, das ist der richtige Weg!
ich lese jetzt schon über einen Jahr euren Blog und höre die Podcasts. Auch dieser Artikel hat wieder mal super auf dem Punkt gebracht. Auch wenn es mit dem Buch noch etwas dauern wird, werde ich die anderen Tipps mal verstärkt angehen. Teilweise erlebe ich schon die beschrieben Phänomäne in meiner Volleyballnische. Leute Fragen mich nach den besten Volleyballschuhen, Regelauslegungen usw. Daher kann ich eure Findings nur bestätigen. ;-)
Macht weiter so!
sehr cool! Ich muss bei Volleyball immer an Mila aus Okoyama oder so denken! :D
ich bin voll bei dir und dein Artikel ist super, wie immer. Allerdings sehe ich das mit dem Buch ein bisschen kritisch. Du bekommst echt an jeder Ecke irgendein E-Book zu praktisch jedem Thema hinterhergeschmissen. Einfach die besten Artikel zusammenfassen und das Ding Ebook nennen recht nicht aus bzw. es reicht vielleicht als Giveaway für den Newsletter aber um Expertenstatus zu erreichen muss so ein Buch mehr sein als nur ein Best-Of... Finde ich zumindest.
VG
Alexander Schlums
ich verstehe, was du meinst. Es kommt drauf an, wie du das Paket schnürst. Ich würde in diesem Fall die Inhalte als Basis nehmen und noch einmal komplett alles zusammenhängend gestalten. Damit es eine runde Sache wird.
Aber selbst so Leute wie Seth Godin haben ihre besten Blogartikel zusammengepackt und als Buch verkauft. Kann man machen.
"Ja, der Einäugige ist im Reich der Blinden ein Experte"
Freue mich auf neue Texte vielen dank !
Gruß André
Gruß Artur
keine Ursache!
genau, da muss man immer die goldene Mitte finden. Wie so oft.
Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel! Ich denke, das wichtigste ist, dass man erkennt, dass man für alle, die in einem bestimmten Bereich - und sei er noch so speziell - weniger wissen, als man selbst, automatisch ein Experte ist.
Es hat bei mir auch eine Zeit gebraucht, bis dieser Groschen gefallen war. ;) Wenn man es aber einmal verinnerlicht hat, geht man ganz anders und viel selbstbewusster mit seinem Wissen um.
Alles Gute!
Jens
wieder mal gute Ratschläge von Dir dabei.
Jeden Punkt davon versuche ich immer mehr umzusetzen. Auch das Buch ist schon in Arbeit. Dafür nehme ich mir jetzt einfach jede Woche 1-2 Stunden Zeit.
Ich hatte es oft, dass ich dachte ich könnte niemals Expertin auf einem Gebiet sein. Mein Fehler war allerdings, dass ich das Gebiet zu weit ausgelegt hatte. Seit ich meine Spezialisierung gefunden habe und immer mehr umsetze merke ich, dass ich auch für mich zur Expertin heranwachse. Einfach in dem Sinne, dass ich mich noch mehr mit dem Thema befasse und immer mehr Wissen dazu aufbaue.
Also bringt die ganze Entwicklung zur Expertin nicht nur meinen Lesern etwas, sondern auch mir.
Grüße
Verena
ich bedanke mich mal im Namen von Walter (er ist gerade in Kolumbien).
Das mit dem Buch ist der richtige Weg. Ich muss auch das affenbuch neu aufsetzen und werde mir auch dafür einfach die benötigte Zeit blocken.
gerade habe ich gedacht, dass es wieder Zeit für einen Blogpost von dir ist. Keine 15 Minuten später war deine Email im Kasten. Du lebst, was du schreibst und das macht dich so authentisch und so sehr zum Experten. "Klar funktioniert das. Hat doch der Walter gesagt." Danke für die Tipps von heute. Ich mag deinen Schreibstil sehr.
Herzliche Grüße
Claudia Münster
im Kopf rattern ist immer gut. Viel Erfolg dabei! ;)
vielen Dank für die tollen Tipps.
Auch wenn mir vieles davon nicht unbekannt war,
hast du mich jetzt aber dennoch motiviert,
endlich auch einiges umzusetzen :-)
Bei dir klingt es so nachvollziehbar und gar nicht so unerreichbar,
wie mir das oft vorkommt..
Ich werd's angehen :-)
sehr cool! Danke für die Blumen! Mach du auch weiter so! :)
Was denkst du?