Sie erinnern mich an Friedhöfe.
Friedhöfe in der digitalen Welt. Begraben sind nicht Menschen, sondern Projekte. Und als Grabstein thront das Logo.
Wovon spreche ich? Von den – von mir getauften – „Referenzfriedhöfen“: Kundenlogos, die stillschweigend neben Gleichgesinnten liegen.
Gemeint sind Referenzlisten, wie sie mir auf vielen Webseiten begegnen. Sie zeigen eine Reihe von Kunden. Die Logos namhafter Unternehmen strahlen Kompetenz aus und werden deshalb auch genutzt.
Referenzen sind das Nonplusultra, wenn es um das Aufzeigen von Erfahrungen und Kenntnissen geht.
Aber was spricht gegen einen Referenzfriedhof?
Inbound Marketing heißt, vom Kunden gefunden zu werden: Weg von werblichen Botschaften hin zu relevanten Inhalten. Interessenten finden durch Content, der ihr Problem löst.
Alleine die bunten Logos der Kunden sagen allerdings nichts aus. Sie bieten keinen Mehrwert – weil sie keine Inhalte bieten!
Gleichzeitig werfen sie Fragen auf: Handelt es sich um aktuelle oder alte Kunden? Und worin bestand überhaupt die Zusammenarbeit?
Auf vielen Referenzfriedhöfen gibt es die Möglichkeit, auf Nachfrage mehr Informationen zu erhalten. Ein Call-to-Action, der zur Kontaktaufnahme ermutigt, ist an dieser Stelle keinesfalls falsch.
Doch dieser muss zunächst einmal gefunden werden und das klappt nur, wenn es auch Content gibt, auf den ein Interessent aufmerksam wird – immerhin sprechen wir hier ja von Inbound Marketing! 😉
Referenzen sollten also ausführlich und kreativ gestaltet werden. Qualität statt Quantität.
Welche Möglichkeiten gibt es da?
Mit Hilfe von Kundenstimmen bekommen Referenzen einen persönlichen Touch. Dein Angebot gewinnt Glaubwürdigkeit dadurch, dass zufriedene Kunden ihre Stimme erheben.
Wenn ich an ausführliche Projektreferenzen denke, dann denke ich an Case Studies. Sie beschreiben ein Projekt. Es wird deutlich, welche Aufgaben übernommen, welche Maßnahmen eingesetzt und welche Ziele erreicht wurden.
Aber auch mit Audio- und Videoformaten können Kundenprojekte kreativ aufbereitet werden. Anschließend ergänzen Logos oder Siegel dann die Projektreferenz.
Referenzen sind Aussagen zufriedener Kunden und gelten als unabhängige Informationsquelle. Sie bauen deshalb Glaubwürdigkeit auf und werden effektiv für die Neukundengewinnung genutzt.
Anders als bei Empfehlungen (meist im B2C-Bereich), die jeder auf entsprechenden Plattformen in der digitalen Welt geben kann, werden Referenzen gewollt beim Kunden angefragt.
Bei Kundenreferenzen handelt es sich deshalb um Content, der besonders im B2B Content Marketing eingesetzt wird. Das zeigen auch verschiedene Studien.
Hier ein paar Beispiele:
Auch unsere eigene Studie zeigt, dass Kundenreferenzen im Marketing und Vertrieb im deutschsprachigen Dienstleistungssektor eine wichtige Rolle spielen.
So sprechen 70% der Unternehmen und 41% der Freiberufler ihnen eine große bis sehr große Bedeutung zu:
Weiter wurden folgende Aussagen mit „treffen zu“ oder „treffen eher zu“ bestätigt:
Eine Referenz selbst bringt noch lange keinen Lead.
Es ist wichtig, sie auch gezielt einzusetzen und effektiv zu vermarkten. Wenn du z. B. einen Blogartikel geschrieben hast, dann musst du ihn ja auch verbreiten, um dein gewünschtes Publikum zu erreichen.
Werfen wir dazu noch einmal einen Blick auf unsere Studie:
Uns hat interessiert, wie Kundenreferenzen im Marketing und Vertrieb eingesetzt werden – immerhin wird ihnen ja eine große Bedeutung zugesprochen.
Auffällig ist, dass Kundenreferenzen von Unternehmen vor allem auf der eigenen Webseite (in unterschiedlichen Formen) und in Angeboten zum Nachweis fachlicher Qualifikation eingesetzt werden.
Freiberufler dagegen nutzen Referenzen mehrheitlich nur auf konkrete Nachfrage von Auftraggebern.
Der aktive Einsatz von Referenzen in den sozialen Netzwerken, in der Pressearbeit und im Versand von Newslettern kommt hingegen seltener zur Anwendung:
Dabei eignet sich eine Referenz aufgrund ihres qualitativ hochwertigen Inhalts sehr gut für das Inbound Marketing. Man muss nur die richtigen Kanäle finden, um den Content auch zu promoten.
Vladislav und Gordon haben bereits die Phasen des Inbound Marketings im Detail besprochen. Kundenreferenzen lassen sich als Content in den verschiedene Phasen einbinden – und zwar in Kombination mit anderen Marketinginstrumenten.
Zunächst einmal profitierst du von der Suchmaschinenoptimierung deiner Kundenreferenzen. Denn deine Referenz kann als Landing Page für sich selbst stehen. Und durch sie können Interessenten zu Leads werden.
Neben der Integration auf der eigenen Firmenwebseite – ich meine natürlich keinen Friedhof, sondern umfassende Projektbeschreibungen – können auch folgende Kanäle für das Referenzmarketing genutzt werden:
Kundenreferenzen wollen mehr als nur ein erinnerndes Logo auf dem Friedhof sein. Sie wollen aktuell sein. Sie wollen Aussagekraft haben.
Wenn du Referenzen im Inbound Marketing nutzen möchtest, dann erwecke sie zum Leben: Fülle sie mit relevanten Informationen, lasse Referenzkunden für dich sprechen und betreibe effektives Referenzmarketing in den verschiedenen Kanälen.
Mehr Kunden gewinnen – auch indem du Referenzen als Content für deinen Blog nutzt. Denn so gibst du deinen Lesern die Möglichkeit, deine erfolgreichen Projekte kennenzulernen.
Denke beim Referenzmarketing jedoch stets daran, dass es auch rechtliche Grundlagen gibt. Es ist wichtig, das Einverständnis des Kunden zu erhalten und in einer schriftlichen Referenzvereinbarung zu regeln, was genau alles genutzt werden darf – dazu zählen zum Beispiel der Name des Referenzgebers, seine Kontaktdaten oder das Logo des Unternehmens.
Abschließend bleibt mir nur eins zu sagen: Schluss mit den Referenzfriedhöfen.
19 Kommentare
ein super Artikel!
Hab' mich das auch schon des Öfteren gefragt, was diese Logos bekannter Firmen denn jetzt genau aussagen sollen. Aktueller Kunde oder schon ewig in der Vergangenheit bei einem ganz anderen Produkt / Service als der, der beworben wird? Weiß man oft nicht.
Dabei gibt es doch so schöne Wege, diese Rezensionen kreativ und passend darzustellen :-)
LG,
Kevin
Ich bin da ganz Deiner Meinung :)
Habe deinen Artikel mit viel Freude gelesen. Dabei wurde mir wieder mein klassisches Dilemma bewusst.
Wie gehst du damit um, wenn du Kunden hast die
- deine Dienstleistung schätzen
- zufrieden sind
- einen Benefit haben
jedoch Wert darauf legen, dass es nicht an die Öffentlichtkeit kommt?
In dieser Beziehung wird es schwierig einen Social Proof -der glaubwürdig- ist, u präsentieren.
Freue mich auf deine Rückmeldung.
Lieber Gruss
Martin
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Es ist tatsächlich nicht selten der Fall, dass Kunden - aus unterschiedlichen Gründen - anonym bleiben möchten. Die Erfahrung haben wir im Team auch gemacht. Manchmal lassen sich Kunden von den Vorteilen, die sich auch für sie ergeben, überzeugen. Eine weitere Möglichkeit, die wir entwickelt haben, ist ein individuelles Prüfsiegel als Nachweis, dass eine Referenz tatsächlich vom Kunden ausgestellt wurde. Dies wird durch eine Legitimationsprüfung durch uns als unabhängige dritte Instanz im Erstellungsprozess gewährleistet.
Liebe Grüße
Bettina
da bin ich voll und ganz bei Dir. Danke für Deinen Kommentar!
Bei jeder Präsentation (Referenz Folie) lassen wir neben den offiziellen Referenzen auch die regionalen Referenzen sprechen, dass erzeugt deutlich mehr Vertrauen :)
LG
Lars
danke für Deinen Kommentar, das ist ein wichtiger Punkt: Neben der Vermarktung von Referenzen sollten diese auch intern gut gemanagt werden.
Interessant ist auch der Aspekt, dass regionale Referenzen mehr Vertrauen bei Euren potenziellen Kunden erzeugen. Wie man so schön sagt: (Kunden-)Nähe schafft Vertrauen :)
Beste Grüße
Bettina
Ich nutze es ebenfalls.
Du kannst wunderbar YouTube dafür benutzen.
Es gibt nur minimale Dinge die zu beachten sind und man wird "schnell" gefunden.
Habe mich jetzt mal für deinen Kostenlosen Kurs entschieden.
Danke
danke für Dein Feedback und cool, dass Du auch schon gute Erfahrungen mit Referenzen gemacht hast.
Du hast absolut recht: YouTube ist ein geeigneter Kanal um z.B. Referenzvideos zu veröffentlichen. Diese lassen sich auch super als audiovisuelle Komponente zur schriftlichen Case Study ergänzen.
Liebe Grüße
Bettina
Was denkst du?