Ich traue meinen Augen nicht.
Vor mir liegt eine neue Studie über Überschriften. Die Studie hat mehr als 3,3 Millionen Überschriften untersucht und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.
Erstaunlich, weil die Studie allem widerspricht, was wir dir hier über Überschriften erzählt haben.
Die Studie vernichtet einfach alles.
Hier sind einige Erkenntnisse:
Was denn nun? Haben wir dich angelogen?
Nein.
Warum? Weil du das Kleingedruckte lesen musst. Wenn du dir die Studie nämlich genauer anschaust, dann verstehst du, warum sie für uns smarte Blogger (fast) wertlos ist.
Die Studie lief über große Content-Portale mit Hilfe von Outbrain. Outbrain beliefert Nachrichtenseiten und Magazine. Die Leserschaft, die diese „Testüberschriften“ zu sehen bekamen, war also eine ganz andere, als bei uns smarten Bloggern.
Die Zielgruppe war eine ganz andere.
Diese Studie, die uns zuerst einen kleinen Herzinfarkt eingebracht hatte, hat uns aber trotzdem etwas gelehrt:
Höre nicht einfach auf irgendwelche Studien und Ratgeber.
Aber schauen wir uns die sieben Gründe mal genauer an.
Alle Tipps, die wir hier geben sind Tipps und Richtlinien.
Es ist allerdings deine Aufgabe einmal um die Ecke zu denken und die Tipps auf deinen Blog zu übertragen.
Das ist zwar nur noch ein kleiner Schritt, aber es ist ein Schritt. Wir kauen alles für dich vor, aber schlucken musst du schon selber.
Die 51-Überschrift-Vorlagen, sind auch nur Vorlagen – die Umsetzung liegt bei dir. Du kennst die Reaktionen deiner Leser, du weißt, was sie bewegt und was für ein Problem sie haben.
Wohin soll dein Blog steuern? Soll es ein „seriöser“ Finanzblog mit Fachwissen oder ein fancy Marketing-Blog mit reißerischen Überschriften werden?
Welchen Ruf möchtest du dir erarbeiten? Was für einen Namen möchtest du dir aufbauen?
Deine Überschriften sollten diesem Ziel dienen.
Oder anders ausgedrückt: Deine Überschriften müssen mit deiner Stimme im Einklang sein.
Viele Journalisten bloggen, ignorieren aber bewusst (unsere) Tipps des Werbetextens. Warum? Weil sie sich einen Namen als Journalisten machen wollen. Deshalb bleiben sie ihrem „Journalisten-Stil“ auch beim bloggen treu.
Deine Headline ist ein Versprechen. Dieses Versprechen darf den Leser nicht übers Ohr hauen. Du darfst nicht zu viel versprechen, aber auch nicht zu wenig (sonst klickt ja keiner).
Schreibe in deine Überschrift nicht das Wort „beste Tipps“, wenn du dir nicht wirklich sicher bist, dass es die besten Tipps im Internet sind.
Schreibe nicht „der schnellste und einfachste Weg“, wenn du dir nicht absolut sicher bist, dass es auch stimmt.
Solche Überschriften laufen super. Das stimmt. Aber du solltest sie nicht einfach übernehmen und dann den Leser enttäuschen. Damit verspielst du Vertrauen.
Und ohne Vertrauen kannst du deinen Blog direkt in die digitale Toilette spülen. Denn:
Versprechen + Versprechen erfüllen = Vertrauen.
Wenn du das nächste Mal einen Tipp von jemandem bekommst, dann frage dich: Baut das Vertrauen auf?
Die Outbrain-Studie analysierte „Paid Content“ auf den vielen Portalen, die Outbrain beliefert. Und wen beliefert Outbrain?
Nachrichtenseiten. Magazine. Portale.
Du siehst also: Die Leserschaft der Studie ist eine ganz andere als auf Blogs. Die Leser auf Nachrichtenseiten wollen ein bisschen Ablenkung. Sie suchen keine Lösung für ihr Problem. Sie suchen nicht nach Ratgebern. Sie wollen nicht persönlich angesprochen werden.
Deshalb funktionierten die Überschriften mit den fünf besten Wörtern der deutschen Sprache nicht. Weil die Leser im Zeitungs-Modus waren.
Traue einer Statistik (und einem Ratgeber) nur, wenn du weißt, dass es zu deiner Situation passt.
Viele Blogger verteilen „hier und da“ ein paar Tipps. Das ist leider so, als ob ein Kochbuch hier und da die Zutaten verraten würde. Das gesamte Rezept musst du dir allerdings selber basteln und im Web zusammensuchen.
Ratgeber sind gut. Aber häufig beleuchten sie nur einen Aspekt eines Problems. Das ist auch nicht böse gemeint – es fehlt häufig einfach die Zeit und der Platz, alles zu erklären.
Bevor du einem Ratgeber zuhörst, versuch die gesamte Geschichte zu bekommen. Mit 466 Tipps kommst du nicht weit. Du brauchst einen vernünftigen Plan.
So sagte zum Beispiel die besagte Outbrain Studie am Anfang: Überschriften mit dem Wort „brauchen“ werden seltener geklickt.
Allerdings sagt die gleiche Studie weiter unten: Überschriften mit dem Wort „brauchen“ erzeugen 171% mehr Conversions.
Fazit: „Alles, was du brauchst, um ein erfolgreiches Blog Business aufzubauen“ könnte seltener geklickt werden. Aber weil es den Menschen nun mal wirklich weiterhilft, handeln Leser um bis zu 171% häufiger.
Lies die ganze Geschichte und frage dich: Passt dieser Tipp in mein Gesamtbild? Was will ich? Klicks oder treue Fans?
Klicks zu bekommen ist nicht schwer.
Meist reicht ein Katzenvideo, ein Nacktfoto von Kim Kardashian oder ein süßer Blick von George Clooney.
Übrigens: Überschriften mit dem Klammerzusatz (Foto) wurden laut der Studie um gut 60 Prozent häufiger angeklickt. Mit Bildern und dem nötigen „Sex sells“ kann man immer Klicks bekommen.
Die Frage ist jedoch: Was bringen dir diese Klicks?
Wenn du deine Überschriften schreibst, solltest du also nicht nur auf die Klicks gucken, sondern auch auf die „Conversions“ – mit anderen Worten: Wie viele Menschen haben deinen Newsletter abonniert?
Klickgeile Webseiten, die mit Überschriften Klicks an Land ziehen und den Leser enttäuscht zurücklassen, sind der Grund, warum Menschen anfangen verlockende Überschriften zu verachten. Doch das Problem ist nicht die Überschrift – das Problem ist das unerfüllte Versprechen.
Überschriften, die funktionieren, erzeugen nicht nur Klicks, sondern sie erzeugen treue Leser und Fans – und später auch Kunden.
Viele Tipps im Internet sind schön und gut.
Der Haken: Von einem Tipp wird dein Blog nicht besser.
Du musst es umsetzen und schauen, was passiert. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Statistiken im Auge behältst. Behalte die Klicks, die Shares und die Abonnenten-Zahlen im Blick und beobachte, was passiert.
Die Welt dreht sich. Bloggen evolutioniert. Und du musst ewig lernen. Der Lernprozess des Bloggens hört niemals auf. Das ist der Nachteil am Bloggen, aber auch der Reiz.
Was gestern funktionierte, muss heute nicht unbedingt funktionieren. Was in einer Studie funktionierte, muss bei dir nicht funktionieren.
Einige Blogging-Tipps verwirren mehr, als dass sie weiterhelfen. Das Wichtigste ist, dass du dein Publikum kennst und genau weißt, was dein Publikum möchte.
Dabei können Tipps einen sehr guten Rahmen und eine Hilfestellung bieten, aber umsetzen, musst du alles selber.
Machen. Testen. Verbessern.
Diesen Kreislauf des Bloggens kann dir kein Ratgeber abnehmen.
Auch nicht wir.
27 Kommentare
abgesehen von der Tatsache, dass die Zielgruppe immer individuell ist: die Studie ist auch auf Englisch - und das Nutzerverhalten ist je Land doch sehr unterschiedlich. Das sieht man ja alleine an der unterschiedlichen Nutzung sozialer Medien beispielsweise in Amerika und in Deutschland.
Ich finde deine Überschriften auf jeden Fall toll. Und wenn ich auf deinen Blog komme, lese ich immer mindestens 3 Artikel (Und das kommt bei mir nicht bei vielen Seiten vor :-)
Ciao,
Mirjam
das ist immer so ein Diskussionsthema. Aber ich bin der Meinung, dass Menschen im Prinzip alle gleich ticken. Egal in welchem Land.
Yeah, das ist Musik für meine Ohren, danke! ;)
den Tipp mit den "Wie du.." Überschriften hab ich hier von Vladi bekommen und fand ihn super! Als dann der Artikel hier erschienen ist, habe ich auch kurz überlegt, ob an den Statistiken etwas Wahres dran ist und habe mir selber eine Statistik gebastelt mit einem Plugin, das mir anzeigt, welcher Artikel wie oft gelesen wird.
Dabei habe ich festgestellt, dass die "Wie du.." Überschriften mit Abstand (!) am meisten Klicks bekommen haben!
Also alles gut und macht weiter so..:)
Gruß
Tim
danke für deine Insights. "Wie du"-Artikel rocken einfach. Mehr kann man dazu nicht sagen! :D
Traue keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast!
;-)
Gruß
Wie Du in diesem Beitrag schon erwähnt hast: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast" !
Mit dieser Aussage triffst Du den Nagel genau auf den Kopf...
Ein sehr guter Beitrag, auch die anderen Artikel auf affenblog sind wirklich sehr empfehlenswert ;-)
Weiter so und herzliche Grüße!
Und beim Umgang mit Studien und Statistiken ist sowieso immer gesunder Menschenverstand notwendig. Es gibt für alles Statistiken und Studien. Sowohl für das Eine als auch das Gegenargument. Deshalb sind eigene Erfahrungen so viel wertvoller. Und deshalb benutze ich eure Tips für Überschriften ganz entspannt weiter ;.).
Ich finde eure Artikel immer bereichernd, vielen Dank dafür
alles Liebe
Barbara
Sehr informativer Artikel! Ich schreibe im Finanzbereich und kenne dort genau das gleiche Phänomen: Die meisten ziehen sträflicherweise gar keine Studien heran. Andere vertrauen auf völlig unrepräsentative Studien und Statistiken und wundern sich, warum es bei Ihnen nicht funktioniert.
Natürlich sind auch für uns Blogger diese Informationen nützlich. Aber ich finde es sehr gut, dass du den Fokus auf die richtigen Methoden und nicht das stumpfe Aufsaugen aller Zahlen und Statistiken legst.
Viele Grüße,
Jannes
Im Finanzbereich bin ich auch manchmal unterwegs, wenn ich für Kunden schreibe...
Gerade in diesem Feld gibt es zahlreiche Studien. Ich versuche nicht einfach die Zahlen zu sehen, sondern das Fazit.
Und noch wichtiger: Was verfolgt der Ersteller der Studie für ein Ziel? :)
"Machen. Testen. Verbessern." - Diesem Zyklus dürfen wir uns als Selbstständiger im Netz und im Leben immer wieder stellen, wenn wir besser oder anders werden wollen. - Und wer andere Vorbilder als Studien braucht, geht mal wieder in den Wald: Auch dort finden wir den ständigen Zyklus aus Verändern, Verbessern und Neuanfang.
Beste frühlingshafte Grüße,
Ulrike
Ja, dieser Zyklus ist überlebenswichtig – vor allem im Netz. Das Internet entwickelt sich gefühlt jede Sekunde schneller...
Wald? Was ist das? Kenne ich nur von Google Earth ;)
Nun öfters hier, wies aussieht?
Statistiken sind gefährlich! Wie du schon sagst. Ich denke der richtige Weg ist, eigene Erfahrungen zu sammeln und im Zweifel sehr ins Detail zu gucken.
Ich glaube auch eine nicht ganz zu pushy- Überschrift ist im Zweifel besser, als übers Ziel hinauszuschießen. Vertrauen ist hart verdient aber schnell zerstört glaub ich.
Liebe Grüße von LBN
Dennis
LG, Walter
Auch wenn de Artikel nach Rechtfertigung klingt, das Du/ Ihr gar nicht nötig hast/ habt.
Solange man Nutzen bringt, sich zusätzlich in der Headline Social Proof befindet, man auf einen Schmerz eingeht oder einem Freude bringt, ist alles erlaubt.
Und wie Du sagst: Man sollte für sich selbst und seiner Zielgruppe messen ob nun gewisse Wörter besser funktionieren oder nicht.
Es wird vermutlich immer jemand geben, der etwas, was funktioniert infrage stellt, Thesen aufstellt, Studien durchführt, um zu beweisen, dass es doch nicht so gut funktioniert.
Das Ziel: polarisieren und Aufmerksamkeit.
Das heißt: Geld und Macht.
Viele Grüße,
Erik
Ja, das klingt ein bisschen danach, aber das ist es nicht. WIr haben die Studie analysiert und waren verwirrt. Dann haben wir uns ernsthaft die Frage gestellt: Warum? Und das "Darum" habe ich dann hier beschrieben.
LG, Walter
Ein Klick bringt dir kein Geld
"Ein Klick bringt dir kein Geld ein, ebenso wenig wie ein einziger Lead. Man braucht einen gesunden Mix aus beidem und das schafft man wiederum nur wenn seine Zielgruppe exakt kennt :)
lieben Gruß
Gern geschehen und viel Erfolg beim Bloggen.
LG, Walter
sehr schöner Beitrag.
Ich finde Studien immer sehr interessant, aber blind so einer Studie zu vertrauen ist niemals der richtige Schritt. Besser ist es, wenn man seine eigenen Erfahrungen macht und sich mit anderen (Bloggern) darüber austauscht. So konnte ich eine Menge bereits lernen und lerne noch jeden Tag hinzu ;-)
Der Austausch mit erfahrenen Bloggern ist immer sehr wertvoll. Deshalb sind Masterminds auch so effektiv.
LG, Walter
Was denkst du?